Der Schuh auf dem Tornetz

"Bäumchen-Wechsel-dich"-Spiel an der Spitze: Der HSV löste die nur eine Woche regierenden Herthaner ab. Bayern verlor das dritte von vier Rückserienspielen und Gladbach gewann den Anschluss an die rettenden Plätze zurück.

Närrisches Treiben in München: Der 2:1-Auswärtserfolg der Kölner beim FC Bayern unterminierte die Ambitionen des Rekordmeisters zum Sprung an die Tabellenspitze ein weiteres Mal. Und der Rückstand auf Platz 1 erhöhte sich auf vier Zähler. Allerdings nicht zur Berliner Hertha, die ihre Führung durch die 1:2-Auswärtsniederlage beim VfL Wolfsburg einbüßte, sondern zum Hamburger SV, der sich in einem intensiven Fight dank zweier Treffer Jansens bei Bayer Leverkusen durchsetzte. „Dass Marcell Jansen heute mit rechts getroffen hat, war sehr auffällig, das habe ich noch nicht einmal im Training bei ihm gesehen“, fand HSV-Coach Martin Jol anerkennende Worte für den schnellen Youngster, dessen Stammplatz sich in der Rückrunde festigte. In einem ebenfalls äußerst interessanten Spitzenspiel trennten sich der VfB Stuttgart und 1899 Hoffenheim 3:3 unentschieden. Neben den Treffern - die Torjäger Ba (drei Mal erfolgreich) und Gomez (2 Tore ) ragten heraus - bot das Lokalderby weitere Höhepunkte der kämpferischen und nickeligen Art. Als der Hoffenheimer Salihovic im Eifer des Gefechts einen Schuh verlor, wusste er zunächst nicht, wo er den Stiefel suchen sollte. Kein Wunder: VfB-Keeper Lehmann hatte den Latschen entdeckt und nach hinten weggeschleudert - direkt aufs Stuttgarter Tornetz. Vielleicht war Salihovic wegen dieser Aktion übermotiviert, denn als er in der Nachspielzeit gegen Lehmann eine Elfmeterchance erhielt (Magnin hatte Eduardo gefoult), jagte der Bosnier die Pille deutlich über den Querbalken. Weiteres Ungemach bereitete den Hoffenheimern das um zehn Minuten verspätete Auftauchen der Spieler Ibertsberger und Janker zum Dopingtest beim Spiel in Mönchengladbach (vom 7. Februar), wegen dem der DFB-Kontrollausschuss Ermittlungen aufnahm.

Klarer Vorteil für Energie Cottbus. Trainer Bojan Prasnikar: „Wir haben einen Plan gehabt, und der ist aufgegangen.“ Die Frage, ob Werders Plan der Nichtberücksichtigung von Stürmer Claudio Pizarro (wegen verspäteten Erscheinens zum Training) nicht eine zum falschen Zeitpunkt angewandte Disziplinierung sei, ist spekulativ. Fakt blieb jedoch, dass den Bremern erneut die fehlende Konsequenz im Abschluss anhing, die Cottbus den wichtigen 2:1-Sieg erleichterte. Die Lausitzer kletterten auf Platz 14 hoch - ihre bisherige Saisonbestmarke. Sie schoben sich an Bielefeld und Bochum vorbei, die sich im direkten Aufeinandertreffen 1:1 trennten. Karlsruhe avancierte durch die 0:1-Heimpleite gegen Frankfurt zum einzigen „Kellerkind“, das leer ausging (Trainer Edmund Becker: „Das war ein bitteres Wochenende für uns“). Wesentlicher glücklicher schauten die Gladbacher aus der Wäsche, die zwar die „Rote Laterne“ behielten, aber seit Langem mal wieder das Gefühl eines Sieges genossen. Allerdings ging es gegen die „Roten“ aus Hannover nicht ohne Nervenflattern ab, nachdem ein 2:0-Vorsprung eingebüßt wurde. Der spät eingewechselte Oliver Neuville führte mit seinem ersten Saisontreffer den 3:2-Erfolg herbei und die Fohlen wieder zurück an das Feld. Im Revierderby zwischen Schalke und Dortmund gab es keinen Sieger - und deshalb blieben beide im Rivalen Mittelfeld stecken.

André Schulin