Teuflische Weihnachten

Die Red Devils fanden zur Halbzeit der Premier League im Kampf um den Titel nur noch Chelsea im Nacken vor. Liverpool, Arsenal, Bolton und Portsmouth platzierten sich weit dahinter, träumten dennoch von Europa. Tottenham, Everton, Aston Villa und Newcastle verblieb nur die Hoffnung auf eine konstantere Rückrunde. Charlton und Watford verzierten schon leicht abgeschlagen das Tabellenende.

Für den Ausrutscher bei West Ham rehabilitierte sich Manchester United mit einem klaren 3:0 bei Aston Villa. Dem Warmlaufen in der ersten Hälfte folgte eine virtuose Vorstellung von Cristiano Ronaldo im zweiten Abschnitt. Der Portugiese war auch mit zwei Toren maßgeblich am souveränen Erfolg beteiligt (58., 85.). Den dritten Treffer steuerte Scholes mit einem prächtigen Distanzschuss bei (64.). Das Team von Martin O’Neill schielte mittlerweile seit sieben Spielen auf einen Dreier und versank zum Ende der ersten Halbserie im Niemandsland der Tabelle.

ManU durfte sich mit dem Auswärtssieg über die Tabellenführung unter dem Tannenbaum freuen. Derweil zog der schärfste Konkurrent, FC Chelsea, den Kopf zum wiederholten Mal in letzter Sekunde aus der Schlinge. Nach Drogba in der Vorwoche avancierte diesmal Arjen Robben mit dem entscheidenden 3:2 bei Wigan Athletic in der dritten Minute der Nachspielzeit zum umjubelten Helden auf Seiten der Blues. Lampard (13.) und Kalou (31.) brachten den amtierenden Titelträger nur scheinbar auf die sichere Seite. Ein stürmisches Comeback der Latics führte zu einem Doppelpack von Heskey (45., 75.), aber nicht darüber hinaus. Die dritte Heimpleite in Folge spülte Wigan an den oberen Rand der Abstiegszone.

Härter als gedacht musste der FC Liverpool um das 2:0 gegen den FC Watford kämpfen. Der Tabellenletzte präsentierte sich an der Anfield Road körperlich fit und gut organisiert. Erst 62 Sekunden nach Wiederbeginn durchbrach Bellamy das Bollwerk des Aufsteigers, der sich anschließend verbissen gegen eine weitere Niederlage stemmte. Doch zwei Minuten vor dem Ende fuhr Alonsos fulminanter Hieb den letztlich verdienten Dreier für die Reds ein. Während Liverpool die CL-Quali weiter fest im Blick behielt, fiel die Halbzeitbilanz des Neulings in Anbetracht des großen Rückstands zum rettenden Ufer ernüchternd aus.

Wer 1:0 führt, der stets verliert. Diese Fußballweisheit für Pessimisten mussten die Blackburn Rovers beim FC Arsenal gleich doppelt erfahren. Nonda sorgte im Emirates Stadium mit einem verwandelten Elfmeter zum 1:0 nur kurzfristig für einen Schockzustand (3.). Gilberto Silva (10.), Hleb (23.) und Adebayor (27.) hatten zügig die passende Antwort parat. Nach dem Wechsel versäumten die Gunners mehrfach die endgültige Entscheidung. Für die Spannung in der Schlussphase war erneut Nonda verantwortlich, der völlig überraschend zum 2:3 einnetzte. Das Zittern bei den Hausherren beseitigten van Persie (85., 88.) und Flamini (90.+3) überaus deutlich.

Im Kampf um ein Ticket für das europäische Geschäft trugen sich neben Liverpool und Arsenal nur die Bolton Wanderers und der FC Portsmouth ein. Den Trotters gelang ein ungefährdetes 2:0 bei Manchester City, das unlängst seine überlebenswichtige Heimstärke im Abstiegskampf verlor. Ex-Citizen Nicolas Anelka (8., 25.) schoss seinen ehemaligen Arbeitgeber im Alleingang ab. Den Pompeys war ein ähnlicher Spaziergang gegen Sheffield United nicht vergönnt. Die Blades waren durch Rob Hulse (4.) sogar eine Halbzeit lang auf dem Weg zu einem Erfolg in der Fremde. Aber ausgerechnet ein Eigentor von Kozluk leitete zu Beginn des zweiten Durchgangs die Wende ein (48.). Das Tor weckte bei den Gastgebern versteckte Potenziale, die Campbell (54.) und Pamarot (68.) zum 3:1-Endstand nutzten.

Tottenham Hotspur und der FC Reading bewunderten die internationalen Startplätze nur aus der Distanz. Die Spurs verloren den Kontakt durch ein 1:3 bei Newcastle United. Die Magpies legten den Grundstein für ihren fünften Sieg aus den letzten sechs Partien bereits im ersten Spieldrittel. Dyer (3.) und Martins (7.) sorgten für einen Blitzstart, ehe Murphy nach einer Viertelstunde den zwischenzeitlichen Anschluss produzierte. Parkers Treffer in der 34. Minute war dann schon so etwas wie die Vorentscheidung. Tottenham baute zwar nach dem Wechsel Druck auf, setzte sich aber in den entscheidenden Situation zu selten durch. Reading blieb trotz der zweiten Heimpleite in Folge der mit Abstand beste Aufsteiger. Der auswärts bislang kaum in Erscheinung getretene FC Everton eroberte dank Johnson (14.) und McFadden (47.) das Madejski Stadium mit Leichtigkeit. Damit überholten die Toffees den Neuling in der Tabelle. Über Weihnachten leuchtete für beide weiterhin noch ein europäischer Hoffnungsschimmer.

Einen eminent wichtigen Heimsieg landete der FC Middlesbrough mit dem 2:0 gegen Charlton Athletic. Yakubu (29.) und Arca (52.) versenkten den biederen Vorletzten im Riverside Stadium. Die Addicks rutschten damit noch tiefer ins Tal der Tränen. Bei den Boros schätzte man sich sehr glücklich, denn eine Niederlage hätte zum Abschluss der Hinserie den Sturz auf einen Abstiegsplatz bedeutet. Ein Schicksal, das West Ham United trotz des torlosen Remis beim FC Fulham nicht erspart blieb. Der zweite Zähler auf fremdem Geläuf machte den Hammers dennoch Mut für die Rückrunde.

Kai Endres