Vorentscheidung im Titelrennen?

Chelsea patzte zu Hause, derweil sich Manchester United in der Fremde durchsetzte und damit im Rennen um die Meisterschaft fünf Punkten vorne lag. Mehr Dramatik versprach der Kampf um die UEFA Cup-Plätze und den Klassenerhalt.

Der neunten Meisterschaft in der Premiere League kam Manchester United mit einem dramatischen 4:2 beim FC Everton einen großen Schritt näher. Die Welt für die Toffees sah bis in die Anfangsphase der zweiten Halbzeit noch blendend aus, als Stubbs (12.) und Manuel Fernandes (50.) für einen komfortablen 2:0-Vorsprung gesorgt hatten. Der Anschlusstreffer von O´Shea machte den Red Devils nach einer guten Stunde wieder Hoffnung. Für die Wende waren anschließend zwei „Ehemalige“ zuständig. Zunächst unterlief Ex-ManU-Verteidiger Phil Neville ein Eigentor (68.), ehe Ex-Everton-Star Rooney zur Führung der Ferguson-Schützlinge einnetzte. Der eingewechselte Eagles setzte in der dritten Minute der Nachspielzeit den Schlusspunkt.

Manchester United baute durch den Erfolg seinen Vorsprung an der Tabellenspitze auf fünf Zähler aus, da der FC Chelsea im Heimspiel gegen Bolton Wanderers leichtfertig Punkte abgab. Jose Mourinho gönnte einigen seiner Stars vor dem Halbfinal-Rückspiel in der Champions League in Liverpool eine Pause – mit negativen Folgen. Das 0:1 von Michalik (19.) konnten Kalou (22.) sowie ein Eigentor von Torhüter Jaaskelainen (34.) noch reparieren. Der Ausgleich für die Trotters durch Davies (54.) blieb jedoch bis zum Ende unbeantwortet. Mit dem 2:2 rückte der dritte Titel in Folge für die Blues in weite Ferne. Dagegen konservierten sowohl Bolton als auch Everton ihre Ambitionen auf einen UEFA Cup-Platz.

Schonung für den Showdown in der Königsklasse gegen Chelsea war auch beim FC Liverpool angesagt. Ohne Kapitän Gerrard, Kuyt, Crouch, Carragher, Riise und Schlussmann Reina reisten die Reds zum FC Portsmouth, um sich in ungewohnter Besetzung eine 1:2-Niederlage abzuholen. Ein Doppelschlag von Benjani Mwaruwari (27.) und Niko Kranjcar (32.) hielten die Pompeys auf Kurs internationales Geschäft. Hyypia gelang zwar noch der Anschluss (59.), doch mit der sicheren CL-Quali in der Tasche interessierte dies bei den Gästen kaum jemanden wirklich.

Auch der FC Arsenal hatte sein Ticket für die CL-Quali schon gebucht. Dennoch gaben sich die Gunners im heimischen Emirates Stadium keine Blöße, wollten sie doch die eigenen Fans nach einer Saison ohne Titel versöhnlich stimmen. Einen ersten Fingerzeig in diese Richtung lieferte das frühe 1:0 von Julio Baptista gegen den FC Fulham. Die Cottagers waren mit neun sieglosen Spielen im Gepäck angereist, wähnten sich aber nach einer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit und dem Ausgleich von Davies auf dem Weg zu einem wichtigen Punkt im Abstiegskampf (78.). Adebayor (84.) und Silva (87./Elfmeter) hatten allerdings etwas dagegen und sicherten Arsenal in der Schlussphase den verdienten 3:1-Erfolg.

Fünf Teams durften noch auf die direkte Qualifikation für den UEFA Cup hoffen. Neben den erwähnten Bolton, Everton und Portsmouth gehörten auch Aufsteiger FC Reading und Tottenham Hotspur zum Kreis der ganz heißen Anwärter. Beim 1:0 von Reading gegen Newcastle United stand die Rückkehr von Michael Owen im Fokus, der nach zehnmonatiger Verletzungspause sein Comeback auf Seiten der Magpies gab. Doch die Show wurde ihm von Kitson gestohlen, dem in der 51. Minute das Tor des Tages im Madejski Stadium gelang. Mehr Treffer gab es für die Zuschauer im Riverside Stadium zu bestaunen, wo der Ex-Leverkusener Dimitar Berbatov für die Spurs groß aufspielte. Längst war der FC Middlesbrough nach einer Vorlage und einem Treffer des Bulgaren auf dem Weg zu einer klaren Niederlage, die Anschlusstreffer von Viduka und Pogatetz nur optisch glimpflich gestalteten. Der Leistungsunterschied war deutlich größer, als es das Endergebnis von 3:2 für Tottenham vermuten ließ.

Dramatisch blieb die Situation im Tabellenkeller. Fünf Mannschaften mussten noch zwei weitere Absteiger ermitteln. An die Spitze dieser Fünfer-Gruppe schoss sich Sheffield United mit einem 1:0 gegen den schon abgestiegenen FC Watford. Ein abgefälschter Schuss von Michael Tonge (44.) reichte den Blades, um drei wichtige Zähler einzufahren. Dennoch betrug der Abstand zum ersten Abstiegsplatz nur eben diese drei Punkte, da West Ham United seine Erfolgsgeschichte auch bei Mitkonkurrent Wigan Athletic fortschrieb. Fünf Siege aus den letzten sieben Spielen hatten die Hammers nach den Treffern von Boa Morte (30.), Benayoun (57.) und Harewood (82.) auf ihrem Konto. Das Momentum im Kampf um den Klassenerhalt lag damit eindeutig auf Seiten von West Ham, während Wigan nach sieben Begegnungen ohne Dreier weiter im Sturzflug blieb.

Kai Endres