Reds-Triumph im Evergreen

Erstmals nach quälender Ewigkeit behielt Liverpool gegen ManU wieder die Oberhand und reihte sich im Unterschied zum Meister in die Spitzengruppe ein. Bestens im Rennen blieben auch der FC Chelsea, der das heikle Duell bei den Skyblues überstand, sowie Kantersieger Arsenal. Tottenham lag weiterhin völlig ab vom Kurs. Und am St. James’ Park begann es mächtig zu brodeln.

Sportlich war Newcastle sogar annehmbar gestartet, doch war der Hausfrieden inzwischen empfindlich gestört, seit Hoffnungsträger Kevin Keegan nach dem letzten Spieltag zurückgetreten war und die Fans dafür sowohl den Sportdirektor als auch den Klubbesitzer verantwortlich machten. Entsprechend giftig war nun die Atmosphäre vor dem Heimspiel gegen Aufsteiger Hull, das zu allem Überfluss auch noch verloren ging: Ohne Ordnung und noch immer ohne Chefcoach blamierten sich die Magpies mit 1:2 und rutschten damit bis auf Rang 16. Einige Fans waren darauf kaum noch zu bändigen und probten außerhalb des Stadions einen teils gewaltsamen Aufstand. Ganz so schlimm stand es um Tottenham noch nicht. Doch war auch bei den Spurs die Not inzwischen unvermutet groß, seit auch das vierte Saisonspiel nicht gewonnen werden konnte (1:2 gegen Aston Villa) und die Juande-Elf damit als einziges siegloses Team sogar die Rote Laterne bekam. Dabei hatte man eigentlich zum Angriff auf die Champions League geblasen.

Was Tottenham nicht gelang, schaffte recht eindrucksvoll West Bromwich. Gegen West Ham United, dessen neuer Trainer Gianfranco Zola vorerst nur auf der Tribüne saß, lag der Aufsteiger schon mit 1:2 zurück und schien auch nach Bednars Elfmeterausgleich (37.) weiter vom Sieg entfernt als der Gegner. Sieben Minuten vor Schluss traf dann aber plötzlich der Nordire Bunt in die Maschen und stellte nach einem packenden Spiel West Broms ersten Sieg im Oberhaus seit zweieinhalb Jahren sicher. Der dritte Neuling Stoke City stand gegen Everton knapp vor einem ähnlichen Triumph. Nachdem der Underdog aber gerade ein 0:2 wettgemacht hatte, durchkreuzte Tim Cahill den Plan und versenkte das Leder zum 3:2-Auswärtssieg für die Toffees.

Ebenfalls auswärts gelang der deutlichste Erfolg dieser Runde, nämlich das 4:0 des FC Arsenal bei den Blackburn Rovers. Nationalheld Theo Walcott, dreifacher Schütze der Nationalelf beim 4:1 in Kroatien, überließ das Feld diesmal Adebayor, der ebenfalls einen Dreierpack schnürte (45./81./90.). Zwei andere der Großen Vier standen sich derweil direkt gegenüber, nämlich die ewigen Rivalen FC Liverpool und Manchester United. Noch nie hatten die Reds unter Rafael Benitez dieses Duell für sich entscheiden können und lagen auch diesmal sofort wieder hinten, als Tevez auf gekonnte Vorlage des Neuzugangs Berbatov zum 0:1 traf (3.). Danach aber fiel ManU überraschend in ein Loch, kassierte durch ein seltsames Eigentor den Ausgleich (27.) und konnte nicht mehr verhindern, dass Babel schließlich eine Viertelstunde vor Schluss das 2:1-Siegtor erzwang. Mit dem ersten Ligasieg über ManU seit April 2004 legten die Reds damit einen fabelhaften Start hin. Anders die Red Devils: Mit gerade vier Punkten aus drei Spielen krebste der Doppelmeister zur Zeit auf Rang 14. Mit Spannung erwartet hatte man auch das Gastspiel des FC Chelsea bei Manchester City, das den Blues erstens Robinho vor der Nase weggeschnappt hatte und zweitens das Duell gegen einen der Großen als Nagelprobe für die neuen Ambitionen begriff. So weit wie erhofft aber waren die Citizens noch nicht. Ausgerechnet Robinho markierte mit einem Freistoß zwar elegant das 1:0 (13.), danach aber ließ Chelsea dann die Muskeln spielen, glich im Handumdrehen aus (16.) und kam schließlich auch ohne den verletzten Michael Ballack zu einem bärenstarken 3:1-Auswärtssieg. Die Tabellenführung konnte den Blues damit niemand wieder nehmen.

Maik Großmann