Mittelfeldgeplänkel

Seine Tore lassen Sampdoria auf die Königsklasse hoffen: Fabio Quagliarella
Am oberen und unteren Rand des Klassements schien zumindest eine Vorentscheidung gefallen zu sein. Seine Spannungsmomente bezog der italienische Fußball aus den beständigen Verschiebungen im breit gefächerten Mittelfeld.

Auf dem Weg zum Scudetto war derzeit Inter Mailand selbst auf gefährlichen Pflastern nicht zu stoppen. Seit dem 3. März 1996 warteten die Nerazzurri vergeblich auf einen Erfolg bei Lazio Rom. Doch selbst eine Gelb-Rote Karte für Ibrahimovic (45.) hielt den unangefochtenen Tabellenführer diesmal nicht auf. Cambiasso brachte Inter in Front (39.), ehe es in Unterzahl einige kritische Momente zu überstehen galt. Torhüter Julio Cesar brachte dabei vor allem Massimo Oddo zur Verzweiflung. Die Entscheidung zum 2:0-Endstand gelang Materazzi per Kopf fünf Minuten vor dem Ende.

Während sich Lazio durch die zweite Heimpleite der laufenden Saison am oberen Rand des dich gedrängten Mittelfelds einreihte, stoppte Stadtrivale AS Rom die Erfolgsserie des FC Turin und festigte damit den zweiten Tabellenplatz. In den letzten Wochen hatte sich der Aufsteiger selbst vom Kellerkind zu einem Kandidaten für das internationale Geschäft gemausert, aber gegen die Roma standen die Turiner früh auf verlorenem Posten. Franceschinis Handspiel auf der Torlinie, gefolgt von der Roten Karte für den Übeltäter, leitete die Niederlage des Neulings ein, auch wenn Totti beim anschließenden Strafstoß an Abbiati scheiterte (25.). Noch vor der Pause gelang dem Kapitän der Römer die Revanche, als er einen Schuss von Mancini unhaltbar abfälschte (38.). Der Brasilianer wiederum sorgte nach einem sehenswerten Spielzug für klare Verhältnisse (80.). Rosina verbuchte mit dem Ehrentreffer lediglich ein persönliches Erfolgserlebnis (89.).

Seine wieder entdeckte Heimstärke stellte US Palermo gegen Ascoli Calcio eindrucksvoll unter Beweis. Nach der bitteren 0:4-Packung im Spitzenspiel bei der Roma kam das sieglose Schlusslicht als Aufbaugegner gerade recht. Nur in den Anfangsminuten hielt der Außenseiter im Stadio Barbera gut mit und hatte durch Paoluccis Versuch sogar eine erste Gelegenheit, die Zaccordo erst auf der Linie zunichte machte. Danach übernahmen jedoch die Rosanero das Kommando und schossen durch Bresciano (15.), Corini (52.), Tedesco (83.) sowie Capuano (92.) einen auch in der Höhe angemessenen Dreier heraus.

Hinter den Sizilianern tat sich eine immer größer werdende Lücke zu den Verfolgern auf. Und wie gewohnt gab es im weiten Feld der Unkonstanten jede Menge Bewegung. Einen gewaltigen Sprung nach oben machten Sampdoria Genua und Udinese Calcio. Für Samp gab es nach zwei Auswärtssiegen in Serie auch vor heimischer Kulisse mal wieder Grund zur Freude. Livorno Calcio, das Vigiani sogar eine 1:0-Führung im Stadio Ferraris zu verdanken hatte, geriet letztlich doch deutlich mit 1:4 unter die Räder. Die Wende war noch in der ersten Hälfte den Treffern von Franceschini (24.) und Flachi (30./Elfmeter) geschuldet. Kurz nach der Pause stellte ein überragender Fabio Quagliarella die Weichen für die Hausherren endgültig auf Sieg (47., 57.). Udinese fuhr mit dem 2:1 bei Atalanta Bergamo den zweiten Saisonerfolg in der Fremde ein – trotz Unterzahl. Beim Stand von 1:1 wurde De Martino (71.) des Feldes verwiesen, was Di Natale in der fünften Minute der Nachspielzeit jedoch nicht davon abhielt, dem Team aus dem Friaul einen glücklichen Dreier zu bescheren.

Auch der FC Empoli schloss dank eines 1:0 über den AC Siena zur oberen Tabellenhälfte auf und darf wieder von einem Platz im Europapokal träumen. Marianinis erstes Tor in der Serie A entschied das toskanische Derby zwei Minuten nach Wiederbeginn. Empolis Chancen auf das internationale Geschäft könnten mit einem Sieg im Nachholspiel gegen Catania Calcio sogar noch steigen. Der sizilianische Aufsteiger hatte die europäische Bühne ebenfalls fest im Blick, auch wenn es beim AC Mailand einen nicht ganz unerwarteten Rückschlag gab. Ein überragender Kaka führte die Rossoneri mit zwei Toren (4., 88.) zu einem 3:0-Sieg. Den dritten Treffer steuerte Gilardino bei (82.). Milan verschaffte sich durch den Erfolg spürbar Luft nach unten, auch wenn natürlich die CL-Quali das Minimalziel der erfolgsverwöhnten Ancelotti-Truppe blieb.

Im Tabellenkeller stoppte der FC Messina mit einem mageren 1:1 gegen den FC Parma den freien Fall der letzten fünf Spieltage. Auch die Schinkenstädter warten bereits seit Ende Oktober auf einen Dreier, insofern kam das Unentschieden nicht wirklich überraschend. Fast hätte das Remis für Parma dennoch zum Verlassen eines Abstiegsrangs gereicht, wenn nicht Chievo Verona in letzter Sekunde gegen Reggina Calcio gewonnen hätte. Die Gäste aus Kalabrien wollten im Kellerduell bei den Flying Donkeys den lang ersehnten Kontakt zum rettenden Ufer herstellen. Und nach dem 2:2 von Modesto sah es wenigstens nach einer verdienten Punkteteilung aus. Doch Tiribocchis später Treffer (88.) ließ nur die Gastgeber jubeln. Über dem Strich blieb auch der AC Florenz, das die Premiere von Cagliari Calcios neuem Coach Franco Colomba kräftig verdarb. Ein Doppelpack von Luca Toni (32., 75.) fügte den Sarden die zweite Heimniederlage der laufenden Spielzeit zu.

In der Serie B entthronte Juventus Turin im Topspiel den bisherigen Spitzenreiter FC Bologna und übernahm selbst den Platz an der Sonne. Ein Wembley-Tor von Marcelo Zalayeta brachte eine gute Viertelstunde vor Schluss die Entscheidung im Stadio Dall’Ara.
Kai Endres

Serie A
- 17. Spieltag

Mittwoch, 20.12.2006
0:139'
0:285'
Olympiastadion (Rom) · Zuschauer: 50000 · Schiedsrichter: Gianluca Rocchi ( Florenz )
1:047'
Carlo Castellani (Empoli) · Zuschauer: 5000 · Schiedsrichter: Andrea Romeo
0:112'
2:130'
Luigi Ferraris (Genua) · Zuschauer: 25000 · Schiedsrichter: Luca Palanca
1:290'
Atleti Azzurri d'Italia (Bergamo) · Zuschauer: 10000 · Schiedsrichter: La Penna Federico
0:137'
0:280'
1:289'
Delle Alpi (Turin) · Zuschauer: 25000 · Schiedsrichter: Gianluca Paparesta
0:117'
1:126'
2:144'
2:278'
Marc Antonio Bentegodi (Verona) · Zuschauer: 5000 · Schiedsrichter: Stefano Farina ( Novi Ligure )
1:04'
2:082'
3:088'
Giuseppe Meazza (Mailand) · Zuschauer: 55000 · Schiedsrichter: Paolo Dondarini
0:132'
0:275'
Sant'Elia (Cagliari) · Zuschauer: 15000 · Schiedsrichter: Oscar Girardi
1:073'
1:177'
Stadio Giovanni Celeste (Messina) · Zuschauer: 15000 · Schiedsrichter: Antonio Giannoccaro
1:015'
2:053'
3:084'
4:090'
Renzo Barbera (Palermo) · Zuschauer: 20000 · Schiedsrichter: Gabriele Gava

Und dann soll Sascha Mölders nach dem Spiel sich von einer Minute auf die andere hinstellen, Kommunionsanzug anziehen, Kerze in die Hand nehmen und dem lieben Gott danken, dass wir alle gesund sind?

— 1860-Trainer Michael Köllner über seinen Spieler Sascha Mölders und dessen Auseinandersetzung mit Max Welzmüller.