Wechselspiele an der Spitze

Ein Titelfavorit zeichnete sich weiterhin nicht ab. Inter, Roma und Palermo gaben den Staffelstab an der Tabellenspitze derzeit wöchentlich weiter. Vermeintliche Außenseiter blieben dadurch immer noch in Schlagdistanz.

Nach 22 Jahren trat Catania Calcio wieder die Reise ins San Siro an, wo sie bei ihrem letzten Auftritt mit 0:6 unter die Räder kamen. Diesmal sah es zunächst besser aus, nachdem Giuseppe Mascaras Traumtor die Sizilianer bei Inter Mailand in Führung brachte (15.). Die Nerazzurri zeigten sich kurzzeitig beeindruckt, wendeten aber mit viel Aufwand und einem Doppelpack von Dejan Stankovic (29., 75.) das Blatt zu ihren Gunsten. Inters Sieg war gleichbedeutend mit der Rückkehr an die Tabellenspitze, da die beiden vor ihnen stehenden Mannschaften überraschend patzten.

Der AS Rom büßte seine Spitzenposition und die makellose Bilanz in der Fremde durch das 0:1 bei Reggina Calcio ein. Nicola Amoruso gelang auf regennassem Geläuf kurz nach dem Wechsel der entscheidende Treffer (48.). Chancen für weitere Erfolgserlebnisse waren auf beiden Seiten vorhanden, wurden jedoch nicht verwertet. Nutznießer des Patzers der Giallorossi hätte US Palermo sein können, wäre da nicht die Heimniederlage gegen Aufsteiger Atalanta Bergamo gewesen. In einer sehr unterhaltsamen Begegnung glichen die Rosanero in der ersten Halbzeit einen zweimaligen Rückstand aus. Erst auf die dritte Gäste-Führung (Tissone, 56.) fanden die Hausherren im Stadio Barbera keine Antwort mehr und fielen auf den dritten Platz zurück.

Der Jubel beim Tabellenvierten Udinese Calcio über den ungefährdeten 3:0-Erfolg beim FC Parma fiel extrem zurückhaltend aus, da Trainer Giovanni Galeone zur Pause mit Herzproblemen in der Kabine bleiben musste. Zu diesem Zeitpunkt hatten Muntari (8.) und Iaquinta (12., Elfmeter) die Weichen schon klar auf Sieg gestellt. Die Gialloblu kämpften verbissen um ihren ersten Saisonsieg, mussten aber nach Wiederbeginn noch den zweiten Treffer von Iaquinta über sich ergehen lassen (66.). Dass sich das Team aus dem Friaul mit der Roten Karte für den Ghanaer Muntari (77.) auch den negativen Höhepunkt erlaubte, war für die Schinkenstädter nur ein schwacher Trost.

In den Dunstkreis der Spitzengruppe schoss sich AC Siena mit dem ersten Heimsieg der laufenden Saison. Das 3:1 gegen Messina Calcio klang jedoch deutlicher, als es der Spielverlauf war. Die Sizilianer mussten nach den Platzverweisen für Cordova (46.) und Coppola (69.) zwar lange Zeit mit nur neun Mann auskommen, doch Torhüter Storari hatte glücklicherweise einen Sahnetag erwischt. Die Rote Karte für Sienas Candela nährte in der 88. Minute zusätzlich die Hoffnung auf einen Punktgewinn in der Toskana, ehe die Eingewechselten Mario Frick (90.) und Francesco „Ciccio“ Cozza (92.) für die späte Entscheidung sorgten. Cozza krönte mit dem Tor sein Comeback nach fünfmonatiger Verletzungspause.

Die Spuren des Manipulationsskandals waren in der Tabelle immer noch deutlich zu erkennen. Der AC Mailand schien sich bereits in den ersten Spielen relativ zügig aus dem Sumpf zu befreien. Doch die Aufholjagd der Rossoneri war nach dem dritten Unentschieden in Folge (1:1 bei Sampdoria Genua) gewaltig ins Stocken geraten. Lazio Rom war nach zuletzt drei Siegen auf dem Weg der Besserung, verpasste aber beim torlosen Remis gegen Cagliari Calcio den Sprung ans rettende Ufer. Dagegen verbuchte der Tabellenletzte AC Florenz mit dem 2:1 beim FC Empoli einen weiteren Dreier, der das Minuskonto auf zehn Zähler reduzierte.

Positive Nachrichten gibt es aus der Stadt der letzten olympischen Winterspiele zu vermelden. Und diesmal bezogen sich die guten Neuigkeiten nicht ausschließlich auf Juventus Turin, das nach dem 1:0 (Zanetti, 31.) bei FBC Treviso die Rote Laterne in der Serie B abgaben. Auch Lokalrivale FC Turin feierte in der Serie A endlich den lang ersehnten ersten Sieg. Im Krisenduell mit Chievo Verona siegten sie dank einem Treffer von Stellone (48.) ebenfalls mit 1:0. Für die weiterhin sieglosen Flying Donkeys spitzt sich die prekäre Situation in der unteren Tabellenhälfte mit nur einem Punkt auf der Habenseite immer mehr zu.
Kai Endres