Verdrängte Sizilianer

Das sizilianische Märchen von der Doppelführung in der Serie A hielt nur wenige Tage. Dann mussten Palermo und Messina ihre Spitzenpositionen an Inter und die Roma abtreten. Sechs Mannschaften warten immer noch auf ihren ersten Saisonsieg.

Den Gipfel der Serie A erklomm Inter Mailand mit einem dramatischen 4:3 gegen Chievo Verona. Den Nerazzurri war das frische Selbstbewusstsein des Sieges bei der Roma deutlich anzumerken. Nach den Treffern von Crespo (11., 70.), Samuel (58.) und Stankovic (64.) bahnte sich im San Siro ein Debakel für die Gäste an. Doch mit dem verwandelten Strafstoß von Pellissier starteten die Flying Donkeys eine nicht mehr für möglich gehaltene Aufholjagd (76.), die im Anschluss an die Tore von Tiribocchi (86.) und Brighi (88.) fast noch zum Remis geführt hätte. Letztlich rettete sich Inter mit Glück und Geschick über die letzten Sekunden und bliebt weiterhin ungeschlagen. Für das sieglose Chievo kann der ersten Dreier in der Form der Schlussviertelstunde eigentlich nur eine Frage der Zeit sein.

Bestens erholt von der Niederlage gegen Inter unter der Woche präsentierte sich der AS Rom. Das 4:0 beim krisengeschüttelten FC Parma war Ausdruck der totalen Überlegenheit der Giallorossi, die durch Montella bereits in der fünften Minuten die Weichen auf Sieg stellten. Die Vorentscheidung im Stadio Tardini besorgte Perrotta in den letzten Momenten des ersten Durchgangs (45.). Der endgültige Genickbruch für die Schinkenstädter, die weiter auf ihren ersten Saisonsieg warteten, folgte durch Rosi kurz nach der Pause (54.). Den Endstand in einer einseitigen Angelegenheit macht Aquilani in der Nachspielzeit perfekt.

Dem sizilianischen Mittwoch folgte die Ernüchterung am darauf folgenden Wochenende. Für Catania Calcio war das Duell gegen Messina Calcio schon das zweite Inselderby innerhalb von nur vier Tagen. Diesmal gelang dem Neuling beim 2:2 immerhin ein Teilerfolg, auch wenn insgesamt mehr möglich gewesen wäre. Die schmeichelhafte Gäste-Führung durch Floccari (32.) glich Mascara aus (58.), der jedoch für das anschließende Ausziehen des Trikots den Gelb-Roten Karton kassierte. Doch trotz Unterzahl gingen die Gastgeber erstmals in Front, als Spinesi nur 180 Sekunden nach dem Ausgleich traf. Cordova sorgte wiederum kurz danach für das Unentschieden (64.), ehe Iuliano in der 69. Minute auch die Anzahl der Platzverweise ausglich.

Messina wurde durch die Punkteteilung vom zweiten Tabellenplatz verdrängt. Noch etwas tiefer war der Sturz für den bisherigen Spitzenreiter US Palermo, das sich mit dem 0:2 beim FC Empoli ihre erste Saisonniederlage einfing. Franco Brienza hätte die Sizilianer im Stadio Castellani auf Erfolgskurs halten können, wenn sein Strafstoß nicht über den Querbalken gesegelt wäre (26.). Stattdessen klingelte es zwei Minuten später auf der anderen Seite (Saudati, 28.). Verzweifelt kämpften die Rosanero anschließend um einen zählbaren Erfolg, den Almiron für die Gastgeber endgültig unter Dach und Fach brachte (58.). Einen grausamen Nachmittag für die Gäste rundete Guana mit seiner Roten Karte ab (86.).

Den Weg in die Spitzengruppe fand Udinese Calcio mit einem 1:0 über den AC Florenz. Vincenzo Iaquintas Tor des Tages reichte aus, um eine Fiorentina zu besiegen, der immer noch 17 Zähler zum rettenden Ufer fehlen. Dagegen hatte Lazio Rom den Abstand zu den Nicht-Abstiegsplätzen auf sechs Punkte verkürzt. Möglich machte dies ein Treffer von Sebastiano Siviglia (69.), der den Biancocelesti ein knappes 1:0 über Aufsteiger Atalanta Bergamo und damit den zweiten Dreier in Folge einbrachte. Reggina Calcio knabberte nur einen überschaubaren Teil seiner Strafpunkte ab, da es gegen den FC Turin nur zu einem 1:1 reichte. Der Durchmarsch des AC Mailand wurde mit der torlosen Nullnummer bei Livorno Calcio vorerst gestoppt.

Und was machte Juventus Turin in der Serie B? Die feierten beim 4:0 über den FC Modena ihren dritten Sieg in Folge. Damit dürften die Punktabzüge aus dem Manipulationsskandal schon bald getilgt sein. Alessandro Del Piero (42.) und David Trezeguet (38., 70.) gelang eine erfolgreiche Rückkehr in die Anfangsformation. Den vierten Treffer für die Bianconeri steuerte Pavel Nedved bei (73.).
Kai Endres